Bulli-Urlaub ohne Lesestoff im Gepäck geht gar nicht. Das finden zumindest wir. Was gibt es Schöneres, als nach einem Tag an der frischen Luft satt, müde und sandig in die Koje zu fallen und im Licht der Solarlampe noch ein paar Seiten zu lesen? Ja, okay, es gibt Schöneres, aber im Bulli lesen ist schon ganz schön schön. Doppelt schön wird’s, wenn mal der Regen auf das Hochdach prasselt, und man sich mit einer guten Geschichte in der Hand einmuckeln und darauf freuen kann, am nächsten Morgen aus der Seitentür raus auf den nassen Sand zu springen.
Folglich sammeln wir für euch unsere Bulli-Lesetipps. Hier ist mein erster Viererpack. Lottis Empfehlungen für etwas jüngere Bücherwürmer folgen. Ich hoffe, dass die Liste eine unendliche wird. Viel Spaß, und bitte nicht vergessen, den lokalen Buchhändler zu supporten. 😉

Erling Kagge „Gehen. Weiter Gehen“
Der norwegische Abenteurer und Philosoph hat aufgeschrieben, wie uns das Entdecken der Welt zu uns selbst führt. Wie „Weiterlaufen“ im Wort- und übertragenen Sinn, uns und die Welt ändern kann. Nachdem mich bereits „Stille“ von Erling Kagge tief bewegte hatte, hat mich auch „Gehen“ zum Nach- und Neudenken angeregt. Ganz nebenbei lässt er in das äußerst fluffig zu lesende kleine Büchlein noch einige kluge Gedanken seines Freundes Arne Næss, dem Begründer der Tiefenökologischen Philosophie/ Ökosophie einfliessen. Dessen Buch „Die Zukunft in unseren Händen“ liegt neben mir, ist Teil meiner diesjährigen Leseliste, aber definitiv kein Buch für’n Bus, da eindeutig zu anstrengend zu konsumieren

Jon Krakauer „Classic Krakauer“
Ja, das ist der Typ, der den Stoff für den großartigen Film „Into the Wild“ geliefert hat. Und er hat noch andere, faszinierende, spannende, herzrasenverursachende, zu Tränen rührende Reportagen geschrieben. Neun sind in diesem Buch enthalten. Jede einzelne so geschrieben, dass man denkt, man wäre selbst dabei. Das ist großes Journalismuskino aus einer Zeit, in der noch Zeit dafür wahr, die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen. Es geht um Grenzerfahrungen, um Entdeckergeist, um Abenteurer, Pioniere und andere Menschen, die ihre Komfortzone verlassen, um die Grenzen unseres Daseins zu verschieben. Es geht um Surfen, Bergsteigen, Aussteigen und die dunklen Flecken in der amerikanischen Gesellschaft, die auch uns alles andere als fremd sind. Großes Lesekino. So muss Journalismus. So muss perfekte Lektüre für’n Bus.

Jessica Lerchenmüller, „Van Life Kitchen“
ist ein ganz fantastisches Camping- und Wander-Kochbuch, das in keiner Bordbibliothek fehlen sollte. Die mehr als 60 Rezepte sind nach Art der Mahlzeit bzw. Zeit zu der sie zubereitet und eingenommen werden soll, sortiert. Neben One-Pot-Klassikern wie Shakshuka und jeder Menge Sommersalaten, findet man auch Außergewöhnliches, wie zum Beispiel das leckere Kokos-Linsen-Chili. Super hilfreich sind auch die enthaltenen Check-Listen für Outdoor-Equipment im Allgemeinen und Camper-Küchenzubehör im Speziellen. Mein persönliches Highlight ist Seite 34: Abmessen ohne Küchenwaage. Mal ganz ehrlich: Wer hat schon Platz für eine Waage im Bulli?

Gerhard Waldherr, „Inselstolz“
Dieses wunderschön gestaltete, kleine Buch aus dem Ankerherz Verlag sollte auf keiner Tour an die Nordsee fehlen. 25 Insulaner berichten von ihrem Leben auf See, von der Faszination da zu leben, wo andere Urlaub machen, aber auch von den Herausforderungen, die es mit sich bringt, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die außerhalb der Saison von der restlichen Welt abgeschottet ist. Die Geschichten sind so unterschiedlich und vielfältig, wie die Menschen, die sie erzählen. So kommen unter anderen der auf Norderney geborene Windsurf-Profi Bernd Flessner, der Inhaber des Hotel Miramar in Westerland und Knud Knudsen, der einzige Wattpostbote Deutschlands zu Wort. Nicht auf alle der Inseln kommt man mit dem Bulli, aber mehr Nordseegefühl geht nicht, wenn man abends vom Westwind geschaukelt unter dem Hochdach noch ein paar Seiten liest.